Religionsfreiheit: Ein Grundrecht

Das Recht auf Religions- oder Glaubensfreiheit ist ein Grundrecht jedes Menschen überall. Aber in der ganzen Welt ist die Religionsfreiheit unter Beschuss, wobei es in den letzten zehn Jahren in allen fünf großen Regionen der Welt zu enormen Einschränkungen kam.

Der Missbrauch des Rechts auf Religionsfreiheit ist weit verbreitet und hat überall auf der Welt einen starken Einfluss auf die Menschen. Religiöse Organisationen und Einzelne, die sich in Religionsgemeinschaften zusammenschließen, müssen zunehmende Unterdrückung überwinden, wenn sie ihren Glauben zum Ausdruck bringen oder ihre Religion öffentlich bekunden.

Menschen, die guten Willens sind, können viel tun, um zusammenzuarbeiten und so die ansteigende Flut religiöser Unterdrückung umzukehren und das universelle Recht auf Religionsfreiheit für alle zu stärken. Erstens können sie das Wesen des Rechts auf Religionsfreiheit verstehen und Maßnahmen gegen die anhaltenden Bedrohungen dieses Rechts ergreifen. Zweitens können sie diese Grundsätze der Religionsfreiheit verwirklichen, indem sie die Rechte aller Religionen und Glaubensvorstellungen respektieren, wobei keine davon diskriminiert wird. Und schließlich können sie mit Menschen aller Glaubensrichtungen zusammenarbeiten, um die Freiheit der Religion und Toleranz für alle auf nationaler und internationaler Ebene zu fördern und zu schützen.

Zunehmende soziale Feindseligkeiten in den Medien gegenüber Religion

Die weltweite Studie des Pew Research Center über zunehmende Einschränkungen bei der Religionsausübung stellt fest, dass ungefähr 75 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern leben, wo die Religion durch die Regierung stark eingeschränkt wird oder sich großen sozialen Feindseligkeiten gegenübersieht, die oft auf religiöse Minderheiten abzielen. [41]

Es besteht kein Zweifel, dass die Medien – alle Formen der Presse, einschließlich Druckerzeugnisse, audiovisuelle und elektronische Medien – eine wesentliche Ursache für diese hohe soziale Feindseligkeit gegenüber religiösen Gruppen auf der ganzen Welt darstellen. Die Fälle, in denen eine Religion in Ländern rund um den Globus zum Ziel von Propaganda, Vorurteilen, geschaffenen Stereotypen, falschen Vorstellungen, Missverständnissen und Aufstachelung zum Hass in der Presse wurde, sind zahlreich geworden.

Der Vorfall, der sich 2005 ereignete und die Veröffentlichung von Karikaturen betraf, die den Propheten Mohammed darstellten, und die darauffolgenden heftigen Reaktionen in der ganzen islamischen Welt lenkten die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft auf die Missverständnisse und den Mangel an Informationen, die im Medienbereich in Bezug auf Religion und Glaubensvorstellungen bestehen. Doch Vorurteile und Fehlinformationen in der Presse sind weiterhin eine Geißel, fördern religiöse Diskriminierung und schüren Feindseligkeiten gegenüber Religionen, die ins Visier genommen wurden. [42]

Derzeit existiert in diesem kritischen Bereich kein universeller Satz von Prinzipien, Regeln oder Normen im Hinblick auf die Darstellung von Religion oder Glaubensvorstellungen durch die Medien. Ohne eindeutige Formulierung solcher Prinzipien und Normen gibt es keine wirksamen Mittel, um festzustellen, ob Nachrichten gegen universelle Menschenrechtsnormen verstoßen und dabei zu Diskriminierung oder sogar Gewalttaten führen, die auf Einzelpersonen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit abzielen.

Die Zeit ist gekommen, um eine Reihe von Normen zu artikulieren, beruhend auf den Prinzipien der Menschenrechte, die das Recht auf Religionsfreiheit formen, um die Medien im Bereich der Religion oder Glaubensvorstellungen anzuleiten. Um dieser dringenden Notwendigkeit zu begegnen, gibt es im nächsten Abschnitt eine vorgeschlagene Charta, in der es um journalistische Ethik im Hinblick auf das Respektieren von Religion oder Glaubensvorstellungen geht („Charta“). Hierdurch werden die Medien über das Recht auf Religionsfreiheit unterrichtet und geeignete Normen für religiöse Toleranz bei der Berichterstattung über religiöse Angelegenheiten festgelegt.

Diese Charta entstand unter Berücksichtigung von über vierzig nationalen journalistischen Ethik-Kodizes, mehr als dreihundert Kodizes professioneller Journalisten und den einschlägigen Dokumenten, in denen die Normen der OSZE, des Europarats und der UN formuliert werden, wie sie in dieser Veröffentlichung enthalten sind. Die Charta berücksichtigt die grundlegenden Prinzipien der Meinungs- und Religionsfreiheit und versucht, ein angemessenes Gleichgewicht zu schaffen, das diese beiden Grundfreiheiten bewahrt.

[41] „Zunehmende Einschränkungen in der Religionsausübung“, September 2012, Pew Research Center.

[42] Siehe z. B. das Dänische Institut in Kopenhagen für Internationale Studien, Rytkonen, Helle „Drawing the Line: The Cartoons Controversy in Denmark and the US“, 2007; Islamic Monthly, „America’s Latest Outsiders: The Struggle of Religious Minorities throughout History“, 13. März 2013; Bahá’í World News Service, „A Case Study in Religious Hatred“, 7. Dezember 2013; Commentary, „The Guardian Acknowledges a Degree of Anti-Semitism“, 10. November 2011.

XVIII. Charta über journalistische Ethik beim Respektieren von Religion oder Glaubensvorstellungen
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