III.
ANALYSE DER SCIENTOLOGY
ALS EINE RELIGIÖSE ORGANISATION

III.I. Scientology erfüllt die Definition für jede religiöse Tradition

Viele Religionswissenschaftler definieren Religion nach rein funktionalen Gesichtspunkten. Die auf breiter Ebene vielleicht anerkannteste wissenschaftliche Definition ist die Beschreibung einer Religion durch den Philosophen Paul Tillich als „der Zustand der Ausrichtung an einem alles überragenden Prinzip“, und ihre Charakterisierung als „Mittel zur endgültigen Transformation“, wie es der Geschichtswissenschaftler Frederick J. Streng formulierte. Dieser Sichtweise entsprechend kann jedes Prinzip, das allen anderen übergeordnet wird, oder jede Kraft, die einen Menschen von Grund auf verändern kann, als grundsätzlich religiös in Zielsetzung und Gesinnung betrachtet werden. Diese funktionalen Ansätze zur wissenschaftlichen Definition von Religion ähneln weitgehend jener, die im Fall Seeger gegen die Vereinigten Staaten von Amerika, 380 U.S. 163 (1965) gegeben wurde und grundsätzlich feststellte: „Religiöse Ausbildung und religiöser Glaube beinhalten und umfassen diejenigen aufrichtigen und bedeutungsvollen Glaubensinhalte, die im Leben eines Menschen einen Platz einnehmen, parallel zum Stellenwert eines orthodoxen Glaubens an ein Höchstes Wesen.“

Obwohl ich den wissenschaftlichen Nutzen und die juristische Korrektheit eines solch funktionalen Ansatzes anerkenne, ist meiner Zielsetzung als Akademiker besser gedient, wenn ich mich auf eine engere Definition des Begriffs „Religion“ stütze. Wie viele meiner Kollegen auf dem Gebiet der Religionswissenschaft definiere ich Religion prinzipiell als jedes System von Glaubensvorstellungen und -praktiken, welches für sich in Anspruch nimmt, Individuen und Gemeinschaften mit den transzendenten Grundlagen ihrer Existenz in Einklang zu bringen. Jedes einzelne Element dieser Definition ist von Bedeutung, weil es auf wichtige und unentbehrliche Aspekte jeder organisierten religiösen Tradition hindeutet. Jede Religion ist ein System von Glaubensvorstellungen und -praktiken. Eine Religion stellt einen Weg zur Verfügung, um die Welt mit all ihren Geheimnissen und Inhalten sowohl zu verstehen als auch zu bewältigen. Jede Religion unterhält und unterstützt Einzelwesen und Gemeinden. Eine Religion bindet den Einzelnen in eine Gemeinde gleichgesinnter und gleich handelnder Menschen ein. Vor allem aber basiert jede Religion auf einer transzendenten Grundlage. Mit „transzendenter Grundlage“ meine ich die Grenze, die eine Religion im Allgemeinen zwischen der normalen Welt und jenem außerordentlichen Wesen oder jener außerordentlichen Macht zieht, welche die normale Welt vereinigt und vervollständigt. Religionen bezeichnen diese transzendente Grundlage oft als das Heilige, Göttliche oder Unendliche und bezeichnen es mit Namen wie Gott, Allah oder Brahma. Aber wie auch immer dies bezeichnet oder erklärt wird, jede Religion bekräftigt irgendeine höchste Wahrheit oder Wirklichkeit, die eine Antwort auf die grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz beinhaltet. Das bestimmende Merkmal aller Religionen ist eine Verbindung zu dieser höchsten Wahrheit.

Es steht außer Frage, dass Scientology sowohl der funktionalen als auch der juristischen Definition einer Religion als „Ausrichtung an einem alles überragenden Prinzip“ oder als „Mittel zur endgültigen Transformation“ gerecht wird. Genauso sicher aber entspricht sie der engeren akademischen Definition einer Religion, die ich oben dargelegt habe. Die Scientology stellt ein System von Glaubensvorstellungen und Praktiken dar, das für sich in Anspruch nimmt, sowohl das Einzelwesen als auch Gemeinschaften mit der transzendenten Grundlage der gesamten Existenz in Einklang zu bringen. Genauer gesagt besteht Scientology den sine qua non Test einer jeglichen Religion, weil sie die Wirklichkeit einer transzendenten Grundlage der menschlichen Existenz bekräftigt und diese transzendente Grundlage auf einer vollständig spirituellen Ebene begreift.

Scientologen verstehen das menschliche Leben als das Streben nach Überleben auf acht Dynamiken oder Zielsetzungen. Diese sich wechselseitig beeinflussenden Dynamiken werden mit acht konzentrischen Kreisen dargestellt, wobei die Erste Dynamik der menschlichen Existenz von anderen aufeinander folgenden Dynamiken umgeben und erhalten wird, mit zunehmenden Schwerpunkten auf die gemeinschaftliche und spirituelle Existenz.

Scientologen verstehen das menschliche Leben als das Streben nach Überleben auf acht Dynamiken oder Zielsetzungen. Diese sich wechselseitig beeinflussenden Dynamiken werden mit acht konzentrischen Kreisen dargestellt, wobei die Erste Dynamik der menschlichen Existenz von anderen aufeinander folgenden Dynamiken umgeben und erhalten wird, mit zunehmenden Schwerpunkten auf die gemeinschaftliche und spirituelle Existenz. Die Existenz auf jeder dieser Dynamiken nimmt Teil an der ursprünglichen spirituellen Herkunft und der letztlichen spirituellen Bestimmung und lenkt auf diese hin. Die Erste Dynamik stellt das Überleben als Einzelner dar; die Zweite Dynamik strebt nach dem Überleben durch die Familie; die Dritte Dynamik ist das Streben nach dem Überleben durch die Gruppe; die Vierte Dynamik strebt nach Überleben als Menschheit; die Fünfte Dynamik ist das Streben nach dem Überleben aller Lebewesen; die Sechste Dynamik strebt nach Überleben als Teil des materiellen Universums; die Siebte Dynamik strebt nach dem Überleben als Teil des spirituellen Universums, und die Achte Dynamik schließlich strebt nach Überleben durch das Höchste Wesen oder als Unendlichkeit. Während sich die ersten sechs Dynamiken also eher mit dem spirituellen Wohlbefinden im täglichen Leben beschäftigen, verbinden die Siebte und Achte Dynamik diese weltlichen Ebenen mit den geistigen Dimensionen einer Wirklichkeit, die weit über die der täglichen materiellen und sozialen Belange hinausgeht.

Die Siebte Dynamik der Scientology bekräftigt die Existenz einer geistigen Dimension, die den Körper und die materielle Welt weit übertrifft. Hiermit hat die von Scientologen vertretene Auffassung vom Menschen als geistiges Wesen eine gewisse Verwandtschaft mit dem unsterblichen Atman des Hinduismus oder der unsterblichen Seele des Christentums. Für die Scientologen stellt der Körper nicht den wahren Menschen dar, und noch weniger die Dinge, mit denen das menschliche Leben ausgekleidet und verlängert wird. Der wirkliche Mensch ist vielmehr das grundsätzlich gute geistige Wesen, das den Körper und das materielle Universum benutzt. Scientologen nennen dieses unsterbliche geistige Wesen den „Thetan“. Im Idealfall, wenn der Thetan über all seine Fähigkeiten verfügt, hat er unbegrenztes Wissen und unbegrenzte Macht. Der Thetan kann allerdings nicht vollständig „ursächlich“ und frei agieren, ehe er sich nicht von bestimmten geistigen Blockaden und ihren negativen körperlichen und seelischen Auswirkungen befreit hat, die sich über viele frühere Leben körperlicher Existenz angesammelt haben. Diese geistigen Blockaden, die von Scientologen als Engramme bezeichnet werden, müssen entfernt werden, bevor der Thetan seine Schaffenskraft und Weisheit wiedererlangen kann. Das Verfahren der Entfernung dieser Engramme, das die Scientologen Clearing nennen, wurde von Hubbard entdeckt und mit dem spirituellen Heilungsverfahren Dianetics und der angewandten religiösen Philosophie Scientology vervollkommnet.

Die Achte Dynamik der Scientology bekräftigt einen spirituellen Zusammenhang des Lebens, der radikal das empirische Selbst und das materielle Universum transzendiert. Scientologen sprechen ungern von einer völligen technischen Kontrolle und einem vollständigen philosophischen Verstehen dieser höchsten spirituellen Ebene. Diese ehrfürchtige Zurückhaltung hat jedoch unter den Weltreligionen eine lange Tradition. Die jüdischen Schriftgelehrten des Altertums wagten es aus Ehrfurcht vor „Schechinas Herrlichkeit“ nicht, den Namen Gottes niederzuschreiben. Die christlichen Theologen des Mittelalters sprachen in der Erkenntnis seiner transzendenten Andersartigkeit von Gott nur in der Verneinung. Chinesische Weise des Altertums bestanden darauf, dass „der mit den Sinnen erkennbare Tao nicht der wirkliche Tao ist“. Mittelalterliche indische Mystiker sprachen von der Höchsten Wirklichkeit als „das, vor dem alle Welt zurückschaudert“. Die Scientology stimmt in diese traditionsreiche religiöse Bescheidenheit mit ein, indem sie klar aussagt, aber nicht völlig erklärt, dass menschliche Wesen auf der höchsten Ebene „durch das Höchste Wesen“ oder als „Unendlichkeit“ überleben.

III.II. Scientology verfolgt die gleichen Ziele wie jede andere religiöse Bestrebung

Jede Religion stellt ein Streben nach Erlösung dar. Tatsächlich erwächst die Notwendigkeit einer Religion vorrangig aus der Erkenntnis, dass mit der Welt des Menschen etwas nicht stimmt. Jeder Mensch lebt mit der Verurteilung zum Tode, der alles zu vernichten droht. Kulturelle Ideale und gesellschaftliche Institutionen können die Existenz des Einzelnen verbessern und seinen Wert anheben, aber nicht überall und absolut. Die „gute Sache“, der sich der Mensch verschreibt, schlägt letztlich fehl. Jedes Reich, durch Menschenhand errichtet, zerfällt. Alle Religionen aber versprechen einen Weg durch das Chaos und die Zerstörung, von der alles menschliche Leben heimgesucht zu werden scheint. Die einzelnen Religionen der Welt weisen Unterschiede in der Auffassung auf, ob dieser „Weg“ als Unterfangen des Einzelnen oder der Gemeinschaft, als menschliche oder göttliche Errungenschaft, als dies- oder jenseitiger Lohn zu sehen ist. Aber alle Religionen versprechen die Erlösung vom Tode und nach dem Tode für all jene, die die geistigen Lehren annehmen und die geistigen Disziplinen des Lebens meistern.

Die Erlösung beschränkt sich nicht nur auf die endgültige Überwindung des Todes in einer jenseitigen Welt oder zukünftigen Existenz. Religionen versprechen eine Erlösung in dieser Welt und in diesem Leben von geistiger Verwirrung, körperlichem Leid und moralischem Chaos, die das menschliche Leben erschweren. Religionen versprechen typischerweise die Kraft, mit den Grenzsituationen des Lebens fertigzuwerden, und stellen die Mittel dafür zur Verfügung. Sie bieten Halt und Geborgenheit für Menschen, die an die Grenzen ihrer analytischen Fähigkeiten, körperlichen Ausdauer und moralischen Einsicht stoßen. Kurz, Religionen sind dazu da, die „Spitzenlast“ menschlicher Verwirrung, menschlichen Leids und menschlicher Verderbtheit auf ihren Schultern zu tragen.

Scientology verspricht nicht nur die Erlösung vom Tod, sondern sie bietet auch einen Weg an, um menschliche Verwirrung, menschliches Leid und menschliche Verderbtheit zu überwinden. ... Für den Scientologen sind die Probleme der menschlichen Rasse im Grunde geistiger und nicht nur körperlicher oder mentaler Natur.

Wie andere Religionen auch verspricht die Scientology nicht nur die Erlösung vom Tod, sondern sie bietet auch einen Weg an, um menschliche Verwirrung, menschliches Leid und menschliche Verderbtheit zu überwinden. In einer Standarddefinition der Scientology, die wiederholt auf den Titelseiten ihrer eigenen Veröffentlichungen zu finden ist, werden diese drei grundlegenden Bedrohungen des Wohlbefindens angesprochen: „Scientology ist eine angewandte religiöse Philosophie und Technologie, die die Probleme des Geistes, des Lebens und des Denkens löst.“ Für den Scientologen sind die Probleme der menschlichen Rasse im Grunde geistiger und nicht nur körperlicher oder mentaler Natur. Dem Geist oder, um es genauer auszudrücken, dem Thetan, hängt ein Makel an, der den Körper schwächt und das Denken verdunkelt. Aber die Scientology verspricht ein Verfahren, um den Thetan von den unbewussten Erinnerungen an die in früheren Leben erlittenen Katastrophen sowie von den Schwächen des jetzigen Lebens zu befreien, die sein Bewusstsein benebeln und seine Fähigkeiten einengen. Daher verfolgt die Scientology eigens das Ziel, Verstand, Körper und Geist des Menschen von allen Aberrationen zu klären.

Und wie andere Religionen auch stellt Scientology ein Streben nach vollständiger Erlösung dar, welches das Leben in einer späteren „Welt“, aber auch das jetzige Leben umfasst. Das Streben der Scientology nach Erlösung beinhaltet als Kernpunkt eine geistige Beratung, die sich Auditing nennt – ein Verfahren, das Ähnlichkeiten mit der westlichen Beichte und den östlichen Meditationstechniken aufweist. Auditing reinigt und „konzentriert“ das Innenleben des Thetans. Die ersten Auditierphasen haben hauptsächlich mit den geistigen Dynamiken des Einzelnen, der Familie, dem gesellschaftlichen und vorherigen Leben zu tun und sollen gesunde und glückliche Menschen hervorbringen. Die darauffolgenden Schritte erweitern das spirituelle Bewusstsein und die geistigen Fähigkeiten des Einzelnen und befreien den Thetan endlich von der Abhängigkeit vom Körper und dem materiellen Universum. Mit anderen Worten, Scientology verspricht Glück in diesem Leben und Unsterblichkeit für all jene, die ihre „Brücke zur völligen Freiheit“ überschreiten.

Schließlich beschränken Scientologen das Versprechen des durch Clearing zu erreichenden geistigen Wohlbefindens nicht auf den Einzelnen. Das endgültige Ziel der spirituellen Technik des Auditings ist, den „Planeten zu klären“ und somit die Schaffung der spirituellen Bedingungen, unter denen eine alles umfassende Güte und beständiger Friede möglich sind. Scientology nimmt für sich in Anspruch, im Auditing eine „spirituelle Technologie“ zur Behebung der grundlegenden geistigen Ursachen von Feindseligkeit, Vorurteilen, Ungerechtigkeit und dem Fehlen von Gleichberechtigung, von Krieg und Ausbeutung zu besitzen. Erst wenn die Erde auf diese Weise geklärt ist, werden Menschen eine „Zivilisation ohne Wahnsinn, ohne Kriminelle und ohne Krieg“ erreichen.

III.III. Scientology weist die Dimensionen aller religiösen Gemeinschaften auf

Wie die vorangegangene Erörterung zeigt, ist Religion nicht einfach eine private Angelegenheit. Trotz der Tatsache, dass Religionen im Herzen des Menschen wachsen und dort ihr Zuhause finden, ist Religion ein gesellschaftliches und geschichtliches Phänomen. Die religiöse Erfahrung des Einzelnen wächst aus der religiösen Gemeinschaft heraus, die diese Religion bewahrt und sie von einer Person zur anderen und von einer Generation zur anderen weiterreicht. Jede religiöse Gemeinde als solche ist um vier deutlich erkennbare Dimensionen herum aufgebaut, die miteinander verbunden sind. In Widerspiegelung der Tatsache, dass eine religiöse Tradition sowohl theoretische und praktische wie auch individuelle und gesellschaftliche Aspekte aufweist, sind religiöse Gemeinschaften als System religiöser Glaubensvorstellungen, religiöser Praktiken, religiöser Einrichtungen und religiöser Führer strukturiert.

Wie alle Religionen besitzt Scientology ein unverwechselbares Gebäude religiöser Glaubensvorstellungen. Die einzelnen Scientologen nehmen diesen Glauben durch umfangreiche Einzel- und Gruppenstudien der philosophischen, technischen, ethischen und kredobezogenen Schriften L. Ron Hubbards an. Diese Schriften allein bilden die maßgebliche Quelle für die religiösen Glaubensvorstellungen der Scientology. Die Schriften Hubbards dienen also als heilige Schrift und haben für die Scientology dieselbe maßgebliche Bedeutung wie die Bibel für die Christen, die Thora für die Juden, der Koran für die Moslems, das Buch Mormon für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage oder Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüsseln zur Heiligen Schrift für die Christlichen Wissenschafter. Hubbard wird somit auf ähnliche Weise als Stifter der Scientology betrachtet, wie Mohammed als Stifter des Islam oder Joseph Smith als Stifter des Mormonenglaubens angesehen wird.

Scientology besitzt ein unverwechselbares Gebäude religiöser Glaubensvorstellungen. Die einzelnen Scientologen nehmen diesen Glauben durch umfangreiche Einzel- und Gruppenstudien der philosophischen, technischen, ethischen und kredobezogenen Schriften L. Ron Hubbards an.

Scientology hält, wie andere Religionen auch, an einem unverkennbaren Grundkörper religiöser Bräuche fest. Scientologen feiern die Riten der Hochzeit, der Namensgebung und der Bestattung gemäß der Zeremonien der Scientology Kirche. Das Herz des religiösen Lebens der Scientology sind aber die Praktiken des geistigen Auditings und der Ausbildung. Auditing und Ausbildung stellen die beiden Seiten der „Brücke zur völligen Freiheit“ der Scientology dar. Das Auditing der Scientology, das bis zu einem gewissen Grad der christlichen Beichte und der buddhistischen Meditation ähnelt, ist nicht einfach eine andere Version psychologischer Beratung oder psychoanalytischer Behandlung. Auditing ist die spirituelle Disziplin, bei der der Thetan von seinen „Engrammen“ befreit oder „geklärt“ wird – von jenen geistigen Verwicklungen, die den Geist verdunkeln und den Körper schwächen. Dieser Vorgang der Befreiung erfolgt in aufeinanderfolgenden Schritten. Jede Stufe des Auditings erreicht höhere Ebenen des spirituellen Bewusstseins und der Fähigkeit als die vorangegangene. Wenn genügend Einzelwesen geklärt geworden sind, hat der gesamte Planet eine Chance, ebenso geklärt zu werden. Gemäß diesen individuellen und gemeinsamen Zielen des Auditings befassen sich Scientologen auch mit der heiligen Mission, die Botschaft der Scientology zu verbreiten und Auditing für andere zu ermöglichen. Wie andere Missionsreligionen, zum Beispiel der Buddhismus, das Christentum und der Islam, will auch Scientology ihre Botschaft und die Wege zur Erlösung in der ganzen Welt und letztendlich im gesamten Universum verbreiten. Scientology Ausbildung ist nicht nur wesentlich für die spirituelle Erleuchtung des Gläubigen selbst, sie ist absolut unerlässlich für die Erfüllung dieser weltweiten Mission. Ausbildung umfasst das intensive und beaufsichtigte Studium der Schriften, Vorträge und Filme L. Ron Hubbards. Genau wie das Auditing, so erfolgen auch die Ausbildungskurse in aufeinanderfolgenden Schritten, die darauf ausgerichtet sind, die spirituelle Erleuchtung zu vertiefen und die Auditierfertigkeit weiter zu entwickeln. Nur ein auditierter und ausgebildeter Scientologe besitzt die spirituelle Technologie, andere über die Brücke zur völligen Freiheit zu führen.

Ebenso wie alle anderen Religionen hat Scientology spezialisierte gesellschaftliche Organisations- und Führungsstrukturen entwickelt, um ihre Mitglieder zu betreuen und ihre Botschaft zu verbreiten. Scientology ist eine religiöse Gemeinschaft ehrenamtlicher Mitarbeiter, die als organisatorischer Unterbau für höchst unterschiedliche religiöse Aktivitäten und unter exakter hierarchischer Leitung aufgebaut ist. Die religiösen Dienste der Scientology werden durch fünf verschiedene Arten religiöser Zentren angeboten, abhängig von der verfügbaren Ebene des Auditings und der Ausbildung eines jeden Zentrums. Im Allgemeinen bieten die Organisationen der jeweils höheren Ebene alle Dienste an, die von den Missionen und Kirchen der niedrigeren Ebenen angeboten werden. Scientology Missionen bieten alle „Wege zur Brücke“ sowie Auditing der niedrigeren „Ebenen“ bis zum Zustand „Clear“ an. Die Scientology Kirchen, die auch Orgs (abgekürzt für „Organisationen“) genannt werden und sich in größeren Städten befinden, stellen alle „Wege zur Brücke“ sowie Ausbildung bis einschließlich „Klasse V Graduierter Auditor“ und Auditing bis zum Zustand „Clear“ zur Verfügung. Die Saint Hill Orgs und Fortgeschrittenen Orgs, die sich in England, Los Angeles, Kopenhagen und Sydney befinden, sind auf Auditoren-Ausbildung und die unteren Stufen von „OT“ (Operating Thetan) bis einschließlich „OT V“ spezialisiert. Die Scientology Flag Service Org in Clearwater, Florida, ermöglicht alle Dienste bis zu den höchsten Ebenen der Ausbildung und des Auditings, bis einschließlich „OT VII“. Nur die Flag Ship Service Organization ermöglicht die höchste Ebene des Auditings, „OT VIII“.

Die hierarchische Struktur der Scientology Kirche basiert auf ihren religiösen Grundlagen und dient religiösen Zwecken. Ihre körperschaftliche Struktur wurde in Übereinstimmung und als Ergänzung zur innerkirchlichen Struktur geschaffen. Die meisten der einzelnen Organisationen sind eigenständig eingetragene Körperschaften und agieren unter der Leitung und Aufsicht der Church of Scientology International, der Mutterkirche der Religion, die mit der Verbreitung und Förderung des Glaubens beauftragt ist. Das Religious Technology Center ist verantwortlich für die Aufrechterhaltung der „Reinheit“ der angewandten religiösen Philosophie Scientology und ihrer Technologie der geistigen Heilung. Mit der Nachbildung eines körperschaftsrechtlichen Modells reflektiert die Scientology Kirche die vorherrschenden sozialen Institutionen der Gesellschaft – ähnlich wie die römisch-katholische Kirche die Feudalaristokratie der Kulturen des Mittelalters widerspiegelte und protestantische Bekenntnisse sich nach den kapitalistisch orientierten Demokratien der Neuzeit ausrichteten. Die besondere organisatorische Form, die eine bestimmte Religion annimmt, ist aber eindeutig trennbar von den besonderen religiösen Zwecken, denen sie dient.

Die Leitung der Scientology Kirche basiert auf der gebietenden religiösen Vision und der Autorität L. Ron Hubbards. Im Gegensatz zu früheren religiösen Stiftern wie Buddha und Jesus ist Hubbard selbst unter Scientologen nicht Gegenstand religiöser Anbetung, auch wenn ihm große religiöse Bewunderung und Zuneigung entgegengebracht werden. Stattdessen werden ausschließlich die angewandte religiöse Philosophie und Technologie des geistigen Heilens, die er entdeckt und entwickelt hat, als unantastbar betrachtet. Dennoch betrachten Scientologen Hubbard als einzigartige Persönlichkeit in der Geschichte des Menschen und des Kosmos, da er allein einen Weg durch den Tod und all die vielen „Teilstücke des Todes“ gefunden hat, die das Leben seiner natürlichen Gesundheit und seines natürlichen Glücks sowie seines übernatürlichen Bewusstseins und seiner übernatürlichen Fähigkeit berauben. Die Scientologen glauben, dass ihr Stifter, der nach seinem Tod von den Beschränkungen seines Körpers und dieser Welt befreit war, seine Eroberung des Lebens „auf der anderen Seite der Brücke zu höheren Stufen hin verfolgt“.

Scientology hat nicht die volle Bandbreite religiöser Spezialisten hervorgebracht, die in älteren religiösen Traditionen zu finden sind. In den Glaubensvorstellungen und in den Praktiken der Scientology gibt es keinen Platz für „Heiler“ oder „Heilige“ und keinen Bedarf an „Propheten“ oder „Reformatoren“. Aber die allgemeinen Rollen des „Priesters“ und „Lehrers“ sind fest etabliert, auch wenn die Scientologen diese religiösen Funktionsträger als Geistliche und hauptamtliche Mitarbeiter der Scientology Kirche bezeichnen. Scientology Geistliche werden nach dem Abschluss eines vorgeschriebenen Studiums und Praktikums von der Kirche ordnungsgemäß ordiniert, und als ordinierte Geistliche sind sie dann besonders dazu befugt, Sonntagsdienste, Hochzeiten, Namensgebung und Bestattungen und auch die besonderen Dienste des spirituellen Auditings und der spirituellen Ausbildung durchzuführen. Scientology Mitarbeiter sind für eine Vielzahl spezialisierter Lehr- und Verwaltungsfunktionen auf den verschiedenen Ebenen und Zweigen der Kirchenorganisationen ausgebildet. Einige Scientology Geistliche und Mitarbeiter gehören auch einem besonderen religiösen Orden namens Sea Organization an. Ihre Mitglieder verpflichten sich dem Dienst für eine Milliarde Jahre und arbeiten zusammen daran, sicherzustellen, dass Scientology-Missionen und -Kirchen Menschen weiterhin die Brücke hinauf helfen und somit das Ziel der Kirche verwirklichen, diesen Planeten und somit letztendlich auch das Universum zu klären. Außerdem verbreitet die Scientology Kirche ihren religiösen Glauben und ihre Praktiken durch einen sehr hingebungsvollen und sehr gründlich ausgebildeten Stab von Mitgliedern, die keine Mitarbeiter der Kirche sind, der ebenfalls in der Lage ist, der Öffentlichkeit die angemessenen Ebenen spirituellen Auditings der Scientology anzubieten.

III.IV. Schlussfolgerung

Aufgrund meiner beruflichen Ausbildung und der oben zusammengefassten Lehrstudien bin ich überzeugt, dass Scientology in jeder Hinsicht des Begriffs eine Religion ist. Die spirituellen Disziplinen und institutionellen Verkörperungen der Scientology sind in der Tat etwas Besonderes. Aber sie sind auch angemessen für eine neue Religion, die versucht, die Spiritualität östlicher und die Geschichte westlicher Religionen in einer „überkonfessionellen“ Bewegung zusammenzufassen, und die andere religiöse Traditionen respektiert, während sie sie auch transzendiert. Dennoch erfüllt Scientology eindeutig die wissenschaftliche Definition religiöser Tradition, verfolgt eindeutig die Ziele allen religiösen Strebens und weist deutlich die Dimensionen aller religiösen Gemeinschaften auf.

Scientology erfüllt eindeutig die wissenschaftliche Definition religiöser Tradition, verfolgt eindeutig die Ziele allen religiösen Strebens und weist deutlich die Dimensionen aller religiösen Gemeinschaften auf.

IV. Eine Analyse der Scientology Kirche als Gemeinschaft mit Andachtspraktiken
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