III. Die Struktur der spirituellen Botschaft der Scientology

Die Struktur der spirituellen Botschaft entwickelt sich aus einem Komplex von Themen. Die Botschaft wird persönlich an jeden Einzelnen gerichtet, und an jeder förmlich markierten Stufe des Wegs – der Brücke – finden die Themen der Botschaft eine neue Tiefe und Vollständigkeit.

Die Praktik der Mitglieder religiöser Orden geht von vertiefter Kontemplation über separate Themen spezieller Botschaften aus. Einige christliche Orden praktizieren eine vertiefte Meditation über Schlüsselereignisse aus dem Leben von Jesus Christus. Der Zweck der Meditation über separate Themen und Episoden aus dem Leiden Christi ist die innere Verwandlung und Läuterung des Meditierenden und sich in die Hände von Christus zu legen. Eine parallele persönliche Praktik existiert in einigen Sufi-Orden. Es ist möglich, ähnliche Beispiele aus vielen religiösen Kulturen anzuführen. Eine übliche Bedingung, die einen Weg innerer Läuterung und Verwandlung möglich macht, ist eine besondere Themenstruktur der spirituellen Botschaft.

Wir werden zwei Themengebiete herausgreifen, die charakteristisch für die spirituelle Botschaft der Scientology sind.

III.I. Der Fall des Menschen, Bewusstsein über den Fall (Katastrophe), Selbstverwandlung: Die persönliche Reise eines Helden

Der Fall des Menschen wird als universale Katastrophe betrachtet, die dazu führte, dass der Mensch sein wahres, machtvolles und unendliches Selbst vergaß. Das grenzenlos starke und machtvolle Selbst, das Raum und Zeit geschaffen hatte, versank in Abhängigkeit von seinen eigenen Kreationen. Das zentrale Thema, das in der spirituellen Botschaft von Scientology vielseitig variiert wird, ist: „Der Schöpfer, der von seinen eigenen Schöpfungen versklavt worden ist und seine Freiheit verloren hat.“ Das Bewusstsein über diesen Verlust ist gleichzeitig der erste Schritt zur Befreiung. Von daher kommt die Notwendigkeit, sich über alle Katastrophen, die während Millionen von Jahren der Existenz erlebt wurden, bewusst zu werden. Die Erfordernis, Millionen von Jahren als seine eigene persönliche Existenz zu erkennen, ist typisch.

Das zweite Merkmal des Themas von Fall-Bewusstsein-Befreiung ist das heroische Bild in der Botschaft der Scientology. Das heroische Thema bedeutet, dass die Suche des neuen mächtigen und ewigen Selbst zuallererst ein Ergebnis persönlicher Anstrengungen des Suchenden auf dem Weg – der Brücke – ist. Ursprünglich und von Natur aus ist der Mensch gut – dies ist einer der grundlegenden Grundsätze des Glaubensbekenntnisses der Scientology. Zum Vergleich sollte betont werden, dass dieser deutlich ausgedrückte Standpunkt der christlichen Botschaft diametral entgegengesetzt ist, die darauf besteht, dass die Natur des Menschen von Anfang an schadhaft und sündhaft war und dass dies unmöglich durch menschliche Anstrengungen korrigiert werden könnte. (Wir erinnern uns an den Spruch: Wie es einem Leoparden unmöglich ist, seine Fellflecken zu ändern, und dem gekrümmten Baum unmöglich, gerade zu werden, so ist es unmöglich, durch irgendwelche persönlichen Bemühungen die Erbsünde und die pervertierte Natur loszuwerden.) Den Menschen als einen Helden zu betrachten – d. h. die Glaubensvorstellung, dass der Mensch ursprünglich gut ist und mit Hilfe seiner eigenen Anstrengungen, mit menschlicher Unterstützung durch Lehrer und aufgrund spezieller Praktiken zu seinem ursprünglichen Machtzustand zurückkehren kann – wurde im Christentum immer als Heidentum betrachtet. Ohne eine in Einzelheiten gehende Diskussion des Unterschieds zwischen dem Christentum und der Botschaft der Scientology zu beginnen, sollte doch die Aufmerksamkeit auf diese spezifische Divergenz gerichtet werden, da sie eine der Ursachen der Schwierigkeiten ist, auf die die Verbreitung der Botschaft von Scientology in Kulturen stößt, in denen das Christentum bereits vorherrscht.

Für unsere Analyse ist der Vergleich jedoch wichtig, um Folgendes zu betonen: Der Fall, das Bewusstsein vom Fall und die Befreiung werden als ein persönlicher Weg des Helden betrachtet, der über die Brücke zur völligen persönlichen Freiheit geht. Langwährende Übung zum Erreichen des Bewusstseins von der Millionen Jahre dauernden persönlichen Existenz (und Erinnerungsvermögen an das eigene Selbst) sowie der persönliche Weg des Helden stehen im Gegensatz zum persönlichen Weg und dem persönlichen Selbstbewusstsein, die in der christlichen Botschaft angeboten werden. Die Themen der Botschaft von Scientology werden während des Gottesdienstes verwirklicht, der auch eine Themenstruktur besitzt.

III.II. Beichte, Selbsterkenntnis, Erlösung:
Der Weg des religiösen Gottesdienstes

Für die Scientology, wie für jede starke religiöse Kultur und für jeden religiösen Orden, ist die Predigt ein wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes. Wir treffen jedoch in der Scientology nicht den Bekehrungseifer an, wie er in vielen traditionellen Religionen existiert. Im Gegenteil, die Scientology ist eine der wenigen Religionen, die ihren Anhängern erlaubt, Mitglieder einer anderen Religion zu sein. Scientology ist aber eine vollständige Religion, und ihre Mitglieder praktizieren Scientology unter Ausschluss jedes anderen Glaubens. Manche behalten die Mitgliedschaft in anderen Religionen in erster Linie aus familiären, sozialen oder kulturellen Gründen bei. Darum sind Erlebnisberichte – Bezeugung der eigenen persönlichen Erfahrung – charakteristisch für den Gottesdienst der Scientology, wenn er die außenstehende Welt anspricht, zusammen mit der fortwährenden Betonung der rationalen Aspekte der persönlichen Erfahrung.

Scientology ist eine der wenigen Religionen, die ihren Anhängern erlaubt, Mitglieder einer anderen Religion zu sein. Scientology ist aber eine vollständige Religion, und ihre Mitglieder praktizieren Scientology unter Ausschluss jedes anderen Glaubens.

Die Vernunft der Erlebnisberichte empfiehlt eine Technik des Selbst-Verstehens, die detailliert entwickelt wurde und, was noch wichtiger ist, die angewandt wird: sich selbst als ein Individuum zu verstehen, das die persönliche Erfahrung des eigenen Schicksals als etwas, das Millionen Jahre andauert, besitzt; und sich selbst als ein ewiges und mächtiges Selbst zu erkennen.

Beichte und Selbsterkenntnis bewirken Erlösung. Erlösung wird verstanden als ein stabiles Bewusstsein von der eigenen wahren Natur und als Entfernung aller inneren spirituellen Hindernisse (Engramme), die das richtige Bewusstsein vom machtvollen und ewigen Selbst blockieren, d. h. Erlösung bedeutet, sich bewusst zu werden und die eigene spirituelle Identität zu finden.

Die Struktur der spirituellen Botschaft jeder religiösen Kultur erhält ihr richtiges Verständnis nur im Zusammenhang mit dem Verständnis des Absoluten. Daher nehmen wir noch einmal das Thema der Vorstellung des Absoluten, die für Scientology charakteristisch ist, auf.

IV. Das Absolute verstehen: Strukturen der neuen Existenz, höchste Existenz
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